Offener Brief an die Polizei Bremen, Polizei Hamburg, SV Werder Bremen, Hamburger SV sowie die zuständigen Fan-Projekte
Betr.: Anreise der Werder-Fans zum Auswärtsspiel beim Hamburger SV am 19.2.2011
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Rahmen der Spiele des SV Werder beim Hamburger SV ist es zur gängigen Methode geworden, die anreisenden Werder-Fans in Hamburg-Harburg aussteigen zu lassen und von dort per S-Bahn zur Haltestelle Othmarschen zu transferieren, um sie wiederum von dort per Bus-Shuttle zum Volkspark zu fahren.
In der Vergangenheit wurde nicht nur deutlich, dass diese Variante nicht die von allen Seiten gewünschte Deeskalation fördert, sondern ganz im Gegenteil, sowohl bei den Fans als auch der Polizei, zu großer Unzufriedenheit und Spannungen führt.
Allein der Umstand, dass die Notbremsen deaktiviert sind, macht deutlich, wieviel „Rücksicht“ die Einsatzstrategie auf die Sicherheit der Menschen in den S-Bahnen nimmt. Im Notfall wäre es nicht möglich, die Bahn schnellstmöglich zu stoppen. Größtmögliche, vermeintliche „Sicherheit“ aus Sicht der Polizei geht also auf Kosten der S-Bahn-Insass_innen.
Des Weiteren hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass körperlich beeinträchtigte Personen keine Möglichkeit haben, auf diesem Wege zum Stadion zu kommen, da sie auf barrierefreie Transportmittel und Bahnhöfe (in Harburg sowie Othmarschen ist dies nicht gegeben) angewiesen sind.
Ebenfalls drängt sich der Charakter eines Vieh-Transportes geradezu auf, wenn hunderte von Fans regelrecht in die oftmals zu wenigen vorhanden Busse in Othmarschen gedrängt werden.
Darüber hinaus ist die Polizei nicht dazu in der Lage, die Fans in den Bussen zu schützen, wie der Angriff auf die Shuttle-Busse vom 7. Mai 2009 mit mehreren Verletzten deutlich zeigt. Es sind also kaum noch Fans dazu bereit, freiwillig in die Busse zu steigen, da sie den Eindruck haben, nicht von der Polizei geschützt – eher bedrängt – zu werden und sich geradezu auf einem „Präsentier-Teller“ für Angriffe befinden.
Bereits beim letzten Aufeinandertreffen entschied sich aus diesen Gründen eine große Gruppe Werder-Fans dazu, eine alternative Anreiseroute zum Stadion zu wählen. An diesem Tag wurde bewiesen, dass selbst eine über 200 Personen umfassende Gruppe von Fans, die nicht selten von der Polizei pauschal als „gewalttätig“ eingestuft wird, es schafft, ohne Polizei-Begleitung friedlich und ohne jeden Zwischenfall nach Hamburg bzw. zum Volksparkstadion zu reisen.
Wir fordern, dass sich die zuständigen Institutionen für eine zum Bus-Shuttle alternative Variante entscheiden. Wir sind durchaus bereit, am Entstehungsprozess von neuen Ideen teilzuhaben. Es kann nur im Sinne aller sein, eine zufriedenstellende Lösung zu finden, um schon im Vorfeld den Willen zur Deeskalation – von allen Seiten – zu verdeutlichen. Sollte keine der Institutionen den Willen zur Kommunikation bzw. zur Lösungsfindung erkennen lassen, sehen wir uns leider dazu gezwungen, erneut alternative Anreisewege zu finden.
Racaille Verte, Infamous Youth, UltrA Team Bremen
27. Januar 2011