Der Angriff durch die Polizei in der ersten Halbzeit des DFB-Pokalspiels gegen Heidenheim hat mehrere Verletzte gefordert. Zwei Protest-Banner, die sich gegen den Verkauf der Namensrechte des Weserstadions richten, wurden von den staatlichen Repressionsorganen und dem Ordnungsdienst geraubt.
Aufgrund der Vorfälle war es uns und den anderen Ultràgruppen nicht möglich unsere Mannschaft weiter zu unterstützen. Wir sind traurig und wütend über diesen Umstand. Das brutale Vorgehen der Polizei ist ein direkter Angriff auf das fanpolitische Engagement der Fanszene und die Meinungsfreiheit in unserem Stadion, den wir nicht unbeantwortet lassen konnten. Für uns gibt es nichts Schöneres als in der Kurve zu stehen und unseren SV Werder anzufeuern. Gleichzeitig sind wir keine Dienstleister*innen in Sachen Unterstützung der Mannschaft, die sich alles gefallen lassen. Am vergangenen DFB-Pokalabend blieb uns daher keine andere Wahl als die schmerzhafte Entscheidung zu treffen den Tifo einzustellen und das Stadion zu verlassen.
Aus dem Vorfall ergeben sich für uns einige Fragen, die zeitnah zu klären sind. In erster Linie erwarten wir von der Geschäftsführung des SV Werder eine Antwort darauf, wer den Einsatz veranlasst hat. Hat sich die Polizei wiederholt über das Hausrecht des SV Werder hinweggesetzt oder will die Geschäftsführung den Protesten gegen den Verkauf des Stadionnamens ein Ende mit Schrecken setzen? Welche Rolle spielt der Käufer der Namensrechte des Weserstadions bzgl. des Vorgehens des Ordnungsdienstes und der Polizei?
Zu sprechen sein wird auch über die Stadionmoderation, deren Appell nach unserem Verlassen des Stadions Bände spricht und Konsequenzen haben wird. Fingerspitzengefühl und Objektivität ließen auch die Twittermeldungen der PR-Abteilung vermissen: parallel zu den Vorfällen wurden Falschmeldungen veröffentlicht, die das Potential hatten, die Situation weiter eskalieren zu lassen. So wurde behauptet es habe Angriffe auf Unbeteiligte und Ordner durch Ultras gegeben. Obwohl inzwischen offizielle Mitarbeiter des Vereins erklärt haben, dass es zu keinen Angriffen dieser Art gekommen ist, hat die Social-Media-Abteilung die Meldungen nicht richtiggestellt.
Ein trauriger Nebenaspekt der Geschehnisse ist die Reaktion von Teilen der Ostkurve auf unsere Entscheidung das Stadion zu verlassen. Häme und Gesten des Triumphes brachen sich Bahn. Diese Reaktionen überraschen uns nicht. Wir kennen die Pfeifkonzerte gegen die Mannschaft aus dem Oberrang, wenn es sportlich nicht gut läuft und vergessen auch in besseren Zeiten nicht, wozu ein Teil des Publikums fähig ist. Diese Klientel pöbelte am Mittwoch gegen die Ultràszene. Enthusiasmus entwickeln diese Wutfans nur dann, wenn sie sich echauffieren können. Wir wissen seit vielen Jahren, dass es mit diesen Leuten keine gemeinsame Basis gibt. Viele Versuche der Ansprache sind gescheitert. Es ist bezeichnend, dass es außerhalb des Ultràspektrums kaum ernstzunehmende Organisierung von Werder-Fans gibt. Anstatt sich für Grün-Weiss zu engagieren und sich konstruktiv mit der Ultràszene zu beschäftigen, kriegen diese traurigen Reliquien einer längst vergangenen, schlechteren Zeit vor allem dann das Maul auf, wenn es etwas zu motzen gibt.
Bedanken möchten wir uns für die Solidarität und Unterstützung vieler Werder-Fans. Einige haben sich uns beim Verlassen des Stadions angeschlossen oder aufbauende Worte mit auf den Weg gegeben. Schön, dass ihr da seid! Ein großes Dankeschön auch an die Ultras aus Heidenheim, die sich solidarisierten.
Infamous Youth und Caillera Ultras im November 2019