Stellungnahme zum Vorgehen der DFL und ihrem Umgang mit der von Covid-19 ausgelösten Pandemie

Covid-19 breitet sich aus. In Italien sind Bars, Restaurants und Geschäfte geschlossen. Kindergärten, Schulen und Universitäten ebenso. Unternehmen stellen die Produktion ein. Freie Bewegung ist für die Bevölkerung nicht mehr möglich. Das ganze Land gilt als Sperrzone. Auch diverse andere Länder schließen vorerst alle Schulen und Kitas, in Belgien wurden Restaurants und Cafés bereits geschlossen, um Ansteckungen zu vermeiden. Und basierend auf der Debattenlage in der Kultusminister- sowie Ministerpräsidentenkonferenz, bereitet sich auch Bremen derzeit auf flächendeckende Kita- und Schulschließungen vor.

Und die DFL? Die ruht sich auf Geisterspielen aus und klopft sich dabei aufgrund ihrer Selbstwahrnehmung als moralische Instanz noch selbstherrlich auf die eigene Schulter. Die Einsicht, dass es jedoch ethisch nicht zu vertreten ist, unter dem aktuellen Kenntnisstand bzgl. der Corona-Pandemie Spiele zu spielen, ist für sie ausgeschlossen. Während die Serie A, La Liga, die NBA, BBL und NHL Rückgrat beweisen und ihre wirtschaftlichen Interessen hintenanstellen, übernimmt die DFL ein weiteres Mal keine Verantwortung und verfolgt stattdessen die Interessen einiger weniger.

Sind die Ansetzungen von Geisterspielen gleichzeitig als Eingeständnis eines immensen Gefahrenszenarios zu verstehen, so ist es der DFL doch nicht möglich, wirklich gesamtgesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und den Spielbetrieb einzustellen. Die wirtschaftlichen Interessen stehen ihr weiterhin unantastbar im Vordergrund. Der DFL ist es scheinbar nicht möglich zu antizipieren, dass der Fußball weltweit Menschen zusammenkommen lässt und Fans auch trotz leerer Stadien gemeinsam Fußball gucken.

Es ist eine Illusion – und dazu ein ziemlich naiver Gedanke, dass die Schließung der Stadien für Zuschauer*innen dazu führe, dass Menschen nicht in großen Gruppen zusammenkämen, um Spiele zu verfolgen. Es gibt bereits Aufrufe und Mobilisierungsversuche in den sozialen Medien für das Spiel am Montag. Das ist nachvollziehbar und verständlich, auch für uns. Vor allem mit Blick auf Werders sportliche Situation. Und selbst wenn man dieser Illusion unterläge, belehren die Szenen vom Rheinderby, aus Valencia oder Paris einem unweigerlich eines Besseren. Ob am Stadion, in den Kneipen & Bars, oder sonst wo, die Ansammlung von Menschen aufgrund derartiger Großveranstaltungen ist vorprogrammiert und wird somit billigend in Kauf genommen.

An dieser Stelle ist nun auch der Bremer Senat in die Pflicht zu nehmen, von dem zu erwarten sein sollte, dass er weitsichtig genug ist, um zu erkennen, dass wenn gespielt wird, sich Leute auch anstecken. Eben weil sie sich treffen und zusammen Fußball gucken werden. Ob diesen Montag oder im weiteren Verlauf der Geisterspiel-Serie. Bremen ist Werder und Bremen lebt Werder. Und auch wenn wir nicht dazu aufrufen, sich zu treffen, werden auch wir die Spiele gemeinsam gucken.

Wir sehen den Verlauf in Italien, der hier zwar zeitverzögert, jedoch analog vonstattengeht. Wir sind im Bewusstsein dessen, dass wir Ansammlungen von Menschen nicht verhindern können. Und während wir darüber diskutieren und uns unserer Verantwortung bewusst sind, ist der Spielbetrieb immer noch nicht eingestellt.

Die restliche Saison unter Ausschluss der Öffentlichkeit auszutragen, würde also nicht nur eine tote Atmosphäre schaffen sondern eben offensichtliche Gefahren bergen. Wir fordern hiermit alle Beteiligten, allen voran die DFL, dazu auf, sich ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung bewusst zu werden, ihr bisher inkonsequentes Verhalten zu überdenken und die Saison mit einschließlich dem 26. Spieltag umgehend zu beenden.

Infamous Youth im März 2020